Die Kamelhalsfliegen sind eine recht einheutliche Gruppe mittelgroßer, flugfähiger Insekten, die früher mit den Schlammfliegen und den Netzflüglern zu einer Ordnung zusammengefasst wurden, bis man ihre unterschiedliche Entwicklung und Herkunft kannte.
Aussehen
Den Namen erhielten die Kamelhalsfliegen nach der recht stark verlängerten Vorderbrust, die halsartig aufgerichtet den Kopf trägt und den Tieren ein ganz unverwechselbares Aussehen geben.
Im „angelsächsischen“ Sprachraum spricht man von „Snakeflies“ und in der Tat ist auch die Ähnlichkeit mit dem vorgestreckten, erhobenen Kopf einer Schlange gegeben.
Verbreitung
Man kennt heute etwa 130 Arten dieser Tiere, die ausschließlich auf der nördlichen Halbkugel vorkommen. Das Zentrum der Verbreitung liegt in Europa, ein zweites, kleineres Hautgebiet ander Westküste Nordamerikas. Südlichste Fundorte sind Formosa, Burma und Vietnam in der Alten sowie Südmexiko in der Neuen Welt.
Lebensraum
Alle Arten sind an mäßige Temperaturen gebunden. Die südlichsten Formen leben daher ausschließlich in Gebirgen. Diese Eigenschaft scheint auch während der Entwicklungsgeschichte der Kamelhalsfliegen stets gegolten zu haben. jedenfalls war diese auf der Nordhalbkugel entstandenen Ordnung nie in der Lage, den Tropengürtel zu überschreiten und die kühleren Bereiche der Südhalbkugel zu besiedeln.
Lebensweise
Die Larven der Kamelhalsfliegen leben als nächtliche Räuber vor allem von kleinen, trägen nicht zu harten Insekten an und auf Bäumen, im Norden auch in der Strauchregion. Tagsüber verstecken sie sich zum Beispiel unter Borke oder in Zapfen.
Die Imagines sind bei hellem Sonnenschein am aktivsten und fallen bei trübem Wetter oder Dunkelheit in eine Schlafstellung, in der sich die Weibchen, an ihrem Legebohrer verankert, frei herabhängen lassen können. Dieser extreme Unterschied in lichtfeindlich- bzw. Freundlichkeit bestimmt den Lebensraum der Kamelhalsfliegen.
Es sind Waldränder, Lichtungen und lockere parkartige Bestände, nie jedoch Walddickungen. In Mitteleuropa sind die Tiere immer selten und meist an ganze kleine Lebensräume gebunden. Dort wird man aber u.U. gleich eine ganze Anzahl finden könne, oftmals an nur einem Baum. Damit steht in Einklang, dass bestimmte Arten bestimmte Baumarten ganz offenbar bevorzugen.
Fortpflanzung
Zur Paarung finden die Partner einander durch Sexuallockstoffe. Der eigentlichen Paarung geht eine Kontaktaufnahme durch ein offenbar genau festgelegtes Bewegungsspiel voraus.
Schon wenige Stunden nach der Kopulation kann die Eiablage beginnen, bei der die Eier in Gruppen zu wenigen oder bis zu 200 – je nach Art unterschiedlich – in rissige Borke, seltener modernes Holz versenkt und dabei miteinander verkittet werden. Die Larven schlüpfen nach 1-3 Wochen und durchlaufen etwa 10 Stadien, von denen die späteren bereits eine Andeutung des Halses der Imagines besitzen.
Die Zahl der Larvenstadien ist nicht völlig konstant. Die Verpuppung wid gewöhnlich nach etwa halbjähriger Entwicklung von der winterlichen Kälte ausgelöst. Bleibt dieses jedoch aus, kann es auch erst ein Jahr später zur Verpuppung kommen, und die Zahl der Larvenstadien nimmt dann zu.
In Europa leben die zwischen Mai und Juli etwa 4-8 Wochen.