Lungenfisch Steckbrief – Lebensformen, Merkmale, Trockenzeiten, Fortpflanzung

Die Lungenfische sind nicht irgendeine oder vielen Fischfamilien oder – ordnungen, denn sie haben eine Sonderstellung. Mit den Quastenflossern, von denen bekanntlich alle vierfüßigen Wirbeltiere abstammen, bilden sie zusammen der Unterklasse der Muskelflosser innerhalb der Knochenfische.

Oft werden die Muskelflosser auch als eigene Klasse der Wirbeltiere aufgefasst, weil die von den Echten Knochenfischen entwicklungsgeschichtlich womöglich weiter entfernt sind als von den Lurchen. Die Lungenfische repräsentieren einen der Versuche der Wirbeltiere, vom Wasser- zum Landleben über zu gehen und stellen in dieser Hinsicht eine Parallele zu den Lurchen dar.

Lebensformen

Zunächst einmal stellt man fest, dass sich auch unter den heute lebenden Lungenfischen noch Muster für zwei Stadien ihrer Entwicklungsgeschichte finden. Der Australische Lungenfisch ist von Gestalt und Lebensweise ein robuster, großschuppiger und großflossiger Fisch, während der Südamerikanische Lungenfisch und die afrikanischen Arten der Gattung Protopterus sehr stark an Aalmolche erinnern und gut gedeihen, wenn man mit ihnen wie mit Wassermolchen umgeht.

Der fischgestaltige Neoceratodus kommt zwar mit seht schlechtem, fast sauerstofffreiem Wasser aus, doch dies vermögen auch echte Fische. Beim Austrocknen des Wassers geht er jedoch zugrunde, und auch seine Fortpflanzung ist völlig an das Wasser gebunden. Er ist also ein echter Wasserbewohner.

Merkmale

Alle Lungenfische besitzen innere Kiemen und lungenartige Bildungen. Bei dem Fisch Neoceratodus ist diese Lunge unpaar und liget wie die gasgefüllte Schwimmblase eines Fisches oberhalb des Darmes, wie es den statischen Anforderungen eines Schwimmers entspricht.

Alle anderen molchähnlichen Arten bestizen paarige Lungen, die beiderseits des Vorderarmes liegen. Sie sind Baumbewohner und schwimmen selten auf. Die inneren Kiemen von Neoceratodus sind seine Hauptatemorgane und werden nur in schlechtem Wasser durch Luftschnappen und die Lunge unterstützt.

Überstehen von Trockenzeiten

Wenn zu Beginn einer Trockenzeit der Wasserstand der Flüsse sinkt, graben sich die Tiere ein, Lepidosiren stößt dabei bis zur wasserundurchlässigen Tonschicht des Bodens vor. Hier liegt er zusammengerollt in einer kleinen Restwassermenge, die überdauert. Die afrikanischen Arten der Lungenfische dringen nicht so tief vor. In ihrer Schlafhöhle bildet sich ein zähflüssiges Gemisch aus Wasser, gelöstem Lehm und Körperschleim, das ausschließlich zu einem harten, birnenförmigen Kokon eintrocknet. Der über den Kopf gelegte Schwanz mit seiner Fadenspitze hält einen Gang nach außen frei, durch den der Lungenfisch atmet. Sonst ist die Hülle wasser- und luftdicht und schützt das Tier 1-2 Jahre.

In dieser Zeit lebt der Lungenfisch nicht etwa von Fettpolstern, wie zum Beispiel der Winterschläfer. Er baut vielmehr Muskelpartien des Schwanzes, also Eiweiß ab, ein durchaus ungewöhnlicher Vorgang im Tierreich. Diese Tiere werden also nicht mager, wenn sie hungern müssen, sondern kleiner.

Fortpflanzung

Auch in der Fortpflanzung der drei Gattungen gibt es sehr interessante Absonderlichkeiten. Die australischen Lungenfische kamen ursprünglich nur noch in den beiden Gebirgsflüssen Burnett und Mary an der Südostspitze Queensland vor und ihr Bestand war bedroht. So bemühte man sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts um künstliche Aufzucht und den Lungenfisch auch in anderen afrikanischen Gewässern anzusiedeln. Man wusste, dass sie im Juli und August bei 1-3 m Wasserstand in flachen Schlammgruben laichen und dass die Jungfische völlig den erwachsenen Tieren gleichen.

In Zuchtversuchen gingen diese Jungfische im Alter von 10-12 Wochen ein, bis man ein ganz außergewöhnliches Verhalten der Tiere in dem Alter erkannte. Sie suchen dann nämlich die allerflachsten Uferregionen auf und strecken dort in der Ruhe den Kopf aus dem Wasser. Werden die ausgestört, flüchten sie ncht etwa ins Wasser, sondern auf das Land.

Diese Verhaltensweise bleibt nur etwa einen Monat lang bestehen und verliert sich dann. Offenbar atmen Lungenfische aber in dieser Zeit weitgehend, wenn nicht ausschließlich über die Lungen. Bei den fehlgeschlagenen Zuchtversuchen sind die Tiere also durch falsche Haltungsbedingungen ertrunken.

Die Männchen der südamerikanischen Lungenfische bauen in tieferem Gewässer einen Schacht mit einer ovalen Kammer, die sie mit Blättern und ähnlichem polstern und die Weibchen dann ihre Eier dort ablegen. Das Männchen bewacht den Laich und die Jungtiere und bekommt in dieser Zeit an den Bauchflossen einem Wulst feiner, dünnhäutiger, gut durchbluteter Fäden.

Da man am Boden der Gewässer der Chaco kaum sauerstoff im Wasser nachweisen kann und durch die Fäulnis der Polstermaterials im Nest noch zusätzlich Sauerstoff verbraucht wurd, entsteht die Frage, ob diese dünnen Filamente nicht dazu dienen, Sauerstoff an das Nestwasser anzugeben, den das Männchen bei regelmäßigem Auftauchen aufnimmt. Dieser Vorgang wäre im Wirbeltierreich einzigartig und bisher auch nicht durch Messungen nachgewiesen.

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