Wiederkäuer Steckbrief

In der Unterordnung der Wiederkäuer werden die Teilordnungen der Zwergböckchen und der Stirnwaffenträger zusammengefasst.
Es gibt gute Gründe, die Zwergböckchen, die auf einer primitiven Entwicklungsstufe verharren, einer eigenen Unterordnung zuzuweisen. Hier wird jedoch die Familie der Zwergböckchen oder Hirschferkel zusammen mit den übrigen Wiederkäuern behandelt.
Die Teilordnung der Stirnwaffenträger ist reich an Arten und mannigfaltig in den Abwandlungen des ursprünglichen Bauplanes. Kaninchengroße Antilopen und Hirschen stehen gewaltige Rinder und hoch aufragende Giraffen gegenüber. Allen gemeinsam ist jedoch die Ernährung von schwerverdaulicher Pflanzensubstanz und der zu diesem Zweck entwickelte mehrkammerige Wiederkäuermagen. Durch ihre Fähigkeit, in Symbiose mit Mikroorganismen die aus Zellulose bestehenden Zellwände der Pflanze zu verdauen, haben Wiederkäuer ein riesiges Nahrungsangebot nutzbar gemacht.
Der Magen der Wiederkäuer gliedert sich in 4 Abschnitte.

1. Der Pansen

Der Pansen oder auch Wanst genannt ist eine geräumige Ausbuchtung des unteren Abschnittes der Speiseröhre. Die Wandfläche ist mit verhorntem Epithel ausgekleidet, das eine papillenreiche Struktur besitzt. Die grob zerkleinerte Nahrung gelangt zuerst in diese Gärkammer. Durch die Tätigkeit symbiontischer Bakterien und Wimpertierchen wird die Zellulose zersetzt und weitgehend in organische Säuren verwandelt, die den Kalorienbedarf zum großen Teil decken.

2. Netzmagen

Aus dem Pansen gelangt der vorverdaute Nahrungsbrei in kleinen Portionen in den Netzmagen. Er befindet sich neben der Einmündung der Speiseröhre in den Pansen. Das Epithel der Innenwand des Netzmagens hat eine netzartige Struktur. Die eingespeichelte Nahrung wird vom Netzmagen aus wieder ins Maul befördert, um dort nochmals durchgekaut (wiedergekäut) zu werden. Die wiedergekäute Nahrung wird erneut abgeschluckt und gerät durch eine entsprechende Einstellung der Schlundrinne, die durch zwei Falten der Speiseröhre gebildet wird, in den nächsten Magenabschnitt.

3. Der Blättermagen

Der Blättermagen, Psalter, Kalender oder Löser hat längsverlaufende Falten der verhornten Innenwand. Aus dieser Struktur erklärt sich die Namen dieses Magenabschnittes. Zusammen mit Pansen und Netzmagen gehört der Blättermagen zu dem durch Umwandlung der Speiseröhre gebildeten Anteil des Wiederkäuermagens. Im Blättermagen wird der Nahrungsbrei zerrieben und eingedickt.

4. Labmagen

Im Labmagen, Käsemagen oder Fettmagen beginnt die Verdauung mit den eigenen Fermenten des Wiederkäuers. In diesem Abschnitt befindeen sich die typischen Drüsenregionen des Säugetiermagens: Cardia-, Fundus- und Pylorusbereich.
Hier wirken das Labferment und andere Enzyme auf die Nahrung ein, bis sie den Magen durch den Ausgang, den Pförtner, einen ringförmigen Schließmuskel, verlässt.

Auch das Wild ist ein Wiederkäuer

Der Wiederkäuermagen liefert nicht nur die teilweise verdaute Nahrung, sondern auch einen Teil der symbiontischen Mikroorganismen, der auf dem weiteren Weg durch den Darm mit verdaut und damit als Eiweißnahrung genutzt wird. Außer zellulosespaltenden Fermenten produziert die Pansensymbionten Vitamine des B-Komplexes für ihre Wirtstiere.

Scroll to Top